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Imke Kahrmann & Nicole Erpelding, Gesamtschule Velbert-Mitte
In den letzten Monaten hat die Praxis der musikalischen Teilhabe massiv gelitten, so dass viele Schülerinnen und Schüler keine Möglichkeiten zum gemeinsamen Musizieren hatten. Mit besonderem Blick auf die alltäglichen Herausforderungen im Umgang mit den Ängsten und Sorgen fehlt den jungen Menschen ein Ventil der emotionalen Verarbeitung sowie das Zusammengehörigkeitsgefühl durch das gemeinsame Musizieren.
Hier kommt dem allgemeinbildenden Musikunterricht eine besondere Rolle zu. In der Schule gilt es, die Erfahrungen, Sorgen und Ängste der letzten Monate zu thematisieren und den Schülerinnen und Schülern eine Möglichkeit zu geben, sich in der Gemeinschaft auszutauschen und einen Alltag neu zu gestalten. Klangbausteine sind eine ideale Lösung, um sowohl die Hygienemaßnahmen einzuhalten als auch ein basales bis anspruchsvolles Musizieren aller Schülerinnen und Schüler zu garantieren. Aufgrund der einfachen Handhabung und des harmonischen Klangs des Instrumentes werden Klangbausteine oft in der frühkindlichen Musikerziehung und in der Musiktherapie eingesetzt.
Das Projekt lässt die Schülerinnen und Schüler zu aktiven Musikern und Komponisten werden, die sich selbstständig Improvisationen erarbeiten, ihr musikalisches Gehör schulen und abschließend eine Perfomance am Tag der offenen Tür darstellen.
Ziele und Zielgruppe
Vor Ausbruch der Pandemie war das gemeinsame Musizieren an der Gesamtschule Velbert in Form von Flötenspielen ein fester Bestanteil des Musikunterrichtes, somit konnte eine kulturelle Teilhabe garantiert werden. Sowohl das Flöten als auch das gemeinsame Singen sind aufgrund der aktuellen Hygienemaßnahmen im schulischen Kontext kaum zu realisieren. Die Klangbausteine sind aufgrund des Materials einfach zu reinigen und jedes Kind kann sofort mit reduzierten Tönen aktiv musizieren. Ziel des Projektes ist es, das gemeinsame Musizieren weiterhin ins Zentrum des Unterrichtes zu stellen und dies mit einem Instrument, das schnell zugänglich gemacht werden kann und den Hygienemaßnamen hinreichend Folge leisten kann. Weitere wichtige Teilziele des Projektes sind die Förderung von Selbstständigkeit und musikalischer Kreativität, da die Schülerschaft sehr heterogen und über einen schwachen soziokulturellen HIntergrund verfügt.
Methodik und Didaktik
Die Klangbausteine bieten einen niedrigschwelligen Zugang zum sofortigen aktiven Musizieren in verschiedenen kooperativen Lernformen. Ihr Einsatz lässt sich je nach Leistungsstand der Schülerinnen und Schüler variieren, so dass sie ein ideales Instrument für den schulischen Musikunterricht darstellen. Aufgebaut wie ein Xylophon lässt es sich leicht von den Schülerinnen und Schülern reinigen sowie schnell spielen lernen. Ein Vorteil der einzelnen Klangbausteine ist es, dass ein Schüler jeweils Töne gesondert als Dreiklang bekommen kann und anhand dieser drei Töne musikalische Pattern frei improvisieren kann. Die freie Improvisation ist hier nur eine Methode, um den Schülerinnen und Schülern eine sofortige musikalische Teilhabe zukommen zu lassen. Im Zentrum der didaktischen Idee steht die Erlebnispädagogik, die der Musik einen "wesentlichen Bestandteil des Kennenlernens, des ins Gespräch Kommens" zuteil kommen lässt. Es findet eine Pädagogik vom Kinde aus statt, da die Schülerinnen und Schüler von Anfang an selbstständig, kreativ und künsterlich arbeiten.
Durchführung
Reihe: Eigene Komposition erstellen
1) Kennenlernen des Instrumentes (Tonnamen, Spielart)
2) Zuteilung der Töne der SuS (Musiktheoretische Grundlagen)
Erste Improvisationen entstehen (Einzelarbeit)
3–6) Gruppen Improvisationen entstehen (zweier und dreier Gruppen)
7) Musiktheoretische Einheit
Harmonielehre anhand der drei Gruppen von Dreiklängen (Tonika, Subdominate, Dominate als Kadenz festlegen und spielen)
8) Gruppenimprovisation werden im Klassenverbund vorbestellt
9) Aufnahme einzelner Improvisationen (ggf. Proben für die Vorstellung am Tag der offenen Tür)
Tag der offenen Tür am 28. November 2020: Das Projekt "Mehr Harmonie, bitte!" stellt in der Aula musikalische Improvisationen vor und führt diese auf.
Erwartungshaltung
Das Projekt schult die musikalischen Fähigkeiten und Fertigkeiten der heterogenen Schülerschaft und schafft durch das gemeinsame Musizieren neue Möglichkeiten, sich künstlerisch-musikalisch mitzuteilen. Da die Schülerinnen und Schüler im Privaten wenig bis keinen Zugang zu kultureller Teilhabe haben, ist zu erwarten, dass die musikalische Praxis einen großen Zuspruch erhalten wird. Wichtig ist es, von Anfang an zu vermitteln, dass es nicht um ein "richtiges" Spielen geht, sondern darum, dass die Musik als Kommunikation genutzt wird. Die Schülerinnen und Schüler schulen aktives Zuhören und Spielen im Klassenverbund mit einer abschließenden Performance am Tag der offenen Tür. Eine digitale Umsetzung der Performance ist im Falle von Homeschooling ebenso möglich.
Zusammenarbeit / Akteure
Zusammenarbeit der Fachkonferenz Musik, aller Kollegen und Kolleginnen, ggf. externe Akteure (je nach aktueller Pandemielage), Februar bis Juli 2020 Verstetigung des Projektes in weiteren Klassen (nutzbar für die Klassen 9 und 10 zum Thema Minimal Music, das Erstellen eigener musikalischer Stücke, nutzbar für Klasse 5 für die Erarbeitung von basalen musiktheoretischen Kenntnissen verknüpft mit musikalischer Wirksamkeit, sofortige Spielbarkeit), Workshops sowie Konzertbesuche je nach Pandemie Lage geplant, Workshop mit Education Programm von Klavier-Festival Ruhr (Prof. Dr. Thomas Bleek)
Voraussetzungen
Die grundsätzliche Bereitschaft der Schülerinnen und Schüler, sich auf neue Lerninhalte offen einzulassen, ist besonders in der Klasse 6 gegeben, da die meisten Schülerinnen und Schüler offen und motiviert sind, neue Instrumente zu erlernen. Eine Grundvoraussetzung ist es, dass die Schulen im September noch offen sind. Kommt es zu einem späteren Zeitraum zu einer Schulschließung aufgrund der Pandemie, ist es sogar möglich, dass die Schülerinnen und Schüler die Bausteine mit nach Hause nehmen und dort musizieren. Das Instrument ist leicht in der Handhabung und vom Transport. Musikalische Ergebnisse können per Handy aufgenommen und im Klassen-Apps geteilt werden. So bleibt das gemeinschaftliche Musizieren zumindest online erhalten.
Zeitplan
September 2020 bis Dezember 2020:
Klangbausteinen können angeschafft werden. Der 6. Jahrgang erstellt Klangkomposition.
Im Falle von Homeschooling sind die Klangbausteine (2-3 pro Schüler) auch zuhause spielbar, da sie einfach zu transportieren sind. Hier ist angedacht, dass die SuS eigene musikalische Pattern als Audio-Datei auf dem Handy aufnehmen und in die digitale Gruppe einstellen. Hier können die Schülerinnen und Schüler digital mit den Pattern neue Kompositionen erstellen, zusammen fügen oder zusammensetzten. Somit findet eine aktive kreative Schaffensart mit Musik auch im Homeschooling statt. Im Zentrum steht das gemeinsame Musizieren und die ästhetische Erfahrung der Klangbausteine. Zunächst üben die Schülerinnen und Schüler eigene Improvisationen und Pattern (Musikalische Abläufe) in Einzelarbeit ein, dann in Partnerarbeit und dann in dreier Gruppen.
28. November 2020: Darstellung der Kompositionen am Tag der offenen Tür, ggf. Audio
Einsatz Fördergeld
Der Fachbereich Musik der Gesamtschule Velbert-Mitte ist der Empfänger des Fördergeldes. Der Förderverein der Schule hat bereits zugesagt, ebenfalls weitere finanzielle Mittel zu Verfügung zu stellen.
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